- Dieter Lenzen
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Dieter Lenzen (* 27. November 1947 in Münster in Westfalen) ist ein deutscher Erziehungswissenschaftler und seit dem 1. März 2010 Präsident der Universität Hamburg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Lenzen studierte nach dem Abitur ab 1966 an der Westfälischen Wilhelms-Universität die Fächer Erziehungswissenschaft, Philosophie sowie Deutsche, Englische und Niederländische Philologie. Sein Studium schloss er 1970 mit dem Magister ab, 1973 folgte die Promotion. Im Anschluss daran war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für das nordrhein-westfälische Kultusministeriums tätig.
1975 wurde Lenzen in Münster Professor für Erziehungswissenschaft und war mit 28 Jahren jüngster Hochschullehrer in Deutschland. 1978 folgte er einem Ruf auf eine C4-Professur an die Freie Universität Berlin, Arbeitsbereich Philosophie der Erziehung. In den Jahren 1975 bis 1985 gab er die zwölfbändige Enzyklopädie Erziehungswissenschaft heraus. 1993 war er Gastprofessor an der Universität Tokio, und 1994 an den japanischen Universitäten von Hiroshima, Kyoto und Osaka.
Von 1994 bis 1998 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft und von 1999 bis 2003 erster Vizepräsident der Freien Universität Berlin, deren Präsident er seit dem 15. Juni 2003 war. Am 21. Februar 2007 wurde er für eine zweite vierjährige Amtszeit gewählt. Am 20. November 2009 wurde er vom Hochschulrat sowie dem Akademischen Senat der Universität Hamburg zum neuen Präsidenten gewählt[1]. Am 11. Dezember 2009 nahm Lenzen die Wahl an. Er hat das Amt am 1. März 2010 angetreten.[2].
Lenzen ist Vorsitzender des Aktionsrat Bildung. Seit Mai 2007 ist er Vizepräsident für Internationale Angelegenheiten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).
Wirken
Lenzens Forschungsschwerpunkte und wissenschaftliche Publikationen umfassen die Bereiche Philosophie der Erziehung, Empirische Bildungsforschung, Erziehungswissenschaftliche Systemforschung, Historische Anthropologie der Erziehung und die Erziehungswissenschaftliche Medienrezeptionsforschung.
Positionen
Lenzen tritt für eine Umwandlung der deutschen Schulpflicht in eine Bildungspflicht mit Orts- und Methodenfreiheit ein, insbesondere um Hausunterricht auch in Deutschland zu ermöglichen. [3]
Kontroversen und Kritik
Öffentlicher Kritik ausgesetzt war Lenzen nach seiner Interview-Äußerung, der Intelligenzquotient männlicher türkischer Migrantenkinder sei geringer als der der deutschen Kinder. Er berief sich dabei auf eine Studie der Universität Hannover. [4]
Während seiner Zeit als Präsident der FU kam es zur Kritik an seiner Einflussnahme auf eine Berufung. [5] Seine wirtschaftsorientierte Hochschulpolitik wurde oftmals kritisch betrachtet. Deshalb verfolgten FU Studierende das Ziel ihm durch eine Urabstimmung den Rücktritt nahe zu legen.
In Hamburg gewann er den politischen Machtkampf um den Verbleib der Universität in Eimsbüttel. Scharfe Kritik übte er an geplanten Einsparungen des Hamburger Senats im Bildungssektor. [6] In diesem Zusammenhang lernte er seine Zeit in Berlin mit Wissenschaftssenator Zöllner auf Seiten der Politik ganz neu schätzen:
"Auffällig ist das unterschiedliche Tempo. In Hamburg gibt es lange Verwaltungsvorgänge. In Berlin geht alles schneller, unbürokratischer. Die Universitäten in Berlin sind im Unterschied zu Hamburg völlig autonom. Sie verhandeln mit dem Staat Ziele, für deren Erreichung sie ihr Geld bekommen. Den Weg dahin gehen sie autonom. Der Staat mischt sich nicht ein. Das ist hier anders."
Dieser Kontrast zwischen Berlin und Hamburg führte Lenzen nach eigenen Angaben sogar zu der Erwägung, sein Amt in Hamburg hinzuwerfen.[7] Im Gegensatz zu Hamburg gewährt das Land Berlin in den zwischen Wissenschaftssenator Zöllner und den Hochschulen ausgehandelten Verträgen seinen Hochschulen Steigerungsraten von jährlich 3,5 %. [8]
Mitgliedschaften und Funktionen
- Mitglied im Hochschulrat der LMU München
- Mitglied des Kuratoriums des Bildungswerks der Wirtschaft in Berlin und Brandenburg
- Mitglied im Kuratorium des Wissenschaftszentrum Berlin (WZB)
- Mitglied im Kuratorium der Berliner URANIA
- Mitglied im Stiftungsrat des Deutschen Herzzentrums Berlin
- Mitglied im Kuratorium des Max-Delbrück-Centrums
- Mitglied im Kuratorium von Aktion Deutschland Hilft[9]
- Mitglied der Schulstandortkommission Brandenburg
- Vorsitzender des Aktionsrats Bildung
- Mitglied im Kuratorium des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
- Vizepräsident für Internationale Angelegenheiten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK)
- Policy Fellow des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit GmbH (IZA), Bonn
- Mitglied der High Level Expert Group on Science Education der Europäischen Kommission
- Mitglied des Fördervereins der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
Auszeichnungen
- 2005: Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- 2008: Hochschulmanager des Jahres 2008[10]
Schriften (Auswahl)
Monographien
- Studien zur strukturalen Didaktik und Curriculumforschung, Dissertation, Universität Münster 1972
- Didaktik und Kommunikation: zur strukturalen Begründung der Didaktik und zur didaktischen Struktur sprachlicher Interaktion, Athenäum-Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1973
Als Herausgeber
- Curriculumentwicklung für die Kollegschule, der obligatorische Lernbereich, Athenäum-Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-8072-3102-1
Literatur
- Marion Schmidt: Der Pate, in: Financial Times Deutschland vom 19. November 2008, Porträt anlässlich der Auszeichnung „Hochschulmanager des Jahres“.
- Benedikt Vallendar: Der Campuskönig, in: Rheinischer Merkur Nr.50/51 2008, Menschen Lebensart, Seite 35.
- Martin Spiewak: Die Uni bin ich! Präsident Dieter Lenzen und seine Erfolge - ein Porträt, in: Die Zeit Nr. 39, 17. September 2009, Wissen, Seite 41.
Weblinks
- Literatur von und über Dieter Lenzen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Universität Hamburg wählt Professor Dieter Lenzen zum neuen Präsidenten. Gremien der Universität Hamburg sprechen sich mit deutlicher Mehrheit für neuen Präsidenten aus, Pressemeldung der Universität Hamburg vom 20. November 2009, abgerufen am 22. November 2009
- ↑ Artikel in der Berliner Zeitung vom 30. Januar 2010, abgerufen am 31. Januar 2010.
- ↑ Heimunterricht muss erlaubt sein, in: Der Tagesspiegel vom 25. Mai 2009
- ↑ Ulli Kulke: Der Intelligenzquotient der Türken, in: Die Welt online vom 23. Juli 2005, abgerufen am 22. November 2009
- ↑ Philipp Wittrock: Linke Nummer an der FU Berlin. In: Unispiegel. Spiegel Online, 10. September 2007, abgerufen am 1. März 2010.
- ↑ http://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article1536697/Uni-Praesident-Lenzen-verlangt-fast-800-Millionen-Euro.html
- ↑ [1], in: Interview mit Dieter Lenzen Hamburger Morgenpost vom 08. März 2010, abgerufen am 05. November 2011
- ↑ Grafik Hochschulfinanzierung in Berlin in: Wikipedia [2], abgerufen am 05. November 2011
- ↑ Kuratoriumsmitglieder
- ↑ CHE Centrum für Hochschulentwicklung und Financial Times Deutschland küren Prof. Dr. Dieter Lenzen zum Hochschulmanager, Pressemeldung in: www.uni-protokolle.de vom 17. November 2008, abgerufen am 22. November 2009
Rektoren und Präsidenten der Freien Universität BerlinFriedrich Meinecke | Edwin Redslob | Hans Kress von Kressenstein | Georg Rohde | Ernst Eduard Hirsch | Andreas Paulsen | Gerhard Schenck | Eduard Neumann | Ernst Heinitz | Herbert Lüers | Hans-Joachim Lieber | Ewald Harndt | Rolf Kreibich | Eberhard Lämmert | Dieter Heckelmann | Johann Wilhelm Gerlach | Peter Gaehtgens | Dieter Lenzen | Peter-André Alt
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